21. Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee 2024

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21. Internationales
Bergfilm-Festival
Tegernsee
2024

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Region Bayern – Reger Besucherandrang herrschte beim diesjährigen Eröffnungsabend des «21. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee» im historischen Barocksaal des Tegernseer Schlosses. Erfreut konnte Dr. h.c. Michael Bourjau, Vize-Bürgermeister der Stadt Tegernsee, eine Vielzahl von Bürgermeistern aus dem Landkreis Miesbach begrüßen, darunter u.a. Jens Zangenfeind aus der Gemeinde Hausham und stellvertretender Landrat; Bernhard Schäfer aus der Gemeinde Valley; Franz Schnitzenbaumer aus der Gemeinde Schliersee; Stefan Deingruber aus der Gemeinde Fischbachau; Klaus Meixner aus der Gemeinde Irschenberg sowie Klaus Thurnhuber aus der Gemeinde Warngau. Ferner waren Dr. Anton Lentner von der Altgelt Stiftung aus Rottach-Egern sowie Vertreter des Stadtrats Tegernsee anwesend.

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Natürlich ließen es sich auch viele Regiesseure und Protagonisten nicht nehmen, bei diesem Abend anwesend zu sein und waren an den Tegernsee gereist: Unter anderem Deutschlands bestes Bergsteigerehepaar Robert und Daniela Jasper, der Dokumentarfilmer Claus Hanischdörfer sowie der Schweizer Filmemacher Thomas Horat. Überraschungsgast des Abends war die iranische Regisseurin Marjan Khosravi, die trotz der aktuellen politischen Lage aus Teheran anreisen konnte.

Das Bergfilm-Festival eröffnete mit vier sehr unterschiedlichen Filmen: Mit «Gipfel-Liebe», «Crying Glacier», «Diciassette» und «Let it Bärn», welche ein sehr breites thematisches Spektrum zeigten und bewiesen, dass es beim Bergfilm nicht nur um «spektakuläre Action» in der steilen Wand oder um Höhenrekorde geht.

Zwei Moderatoren betraten beim Eröffnungsabend die Bühne: «Heute stehen wir zu zweit da», sagte Michael Pause, Festival-Urgestein, der letztes Jahr sein 20. Festivaljubiläum feiern konnte und erklärte den Gästen im Saal verschmitzt, was es damit auf sich hatte: «Wenn einer so alt ist wie ich, ist man ein Risiko! Da habe ich mich mal umgeschaut und – ohne Casting – beschlossen: Tom Dauer ist der ideale Nachfolger. Denn ich ziehe mich zum Ende der diesjährigen Veranstaltung zurück. Tom Dauer verantwortet ab 2025 das Programm allein». Tom Dauer kommentierte mit einem breiten Grinsen: «Die Vorarbeit war harte Arbeit».

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Der neue Festivaldirektor, Tom Dauer, war von den 256 Filmeinreichungen beeindruckt.

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Vier der 256 eingereichten Filme wurden zur Eröffnung mitgebracht, «um zu zeigen, wie breit das Spektrum Bergfilm geworden ist», erklärte Pause. Der Film «Gipfel-Liebe», welchen das Publikum im voll besetzten Barocksaal als erstes zu sehen bekam, konnte kaum passender sein. Denn das, was den alten wie den neuen Festivalleiter mit dem Großteil des Publikums vereinte, war die Begeisterung für das Medium Film – und die fürs Bergsteigen. Im Mittelpunkt des ersten Teils des Abends stand also «Gipfel-Liebe», ein 45-minütiger Dokumentarfilm, ein Familienporträt, das die 30 Jahre währende Liebes- und Lebensseilschaft von Daniela und Robert Jasper mit all ihren Höhen und Tiefen schilderte. Ein Film, der jenseits aller Klischees tiefe Einblicke in das Leben zweier Bergprofis erlaubte. Vor allem in der Eiger-Nordwand haben die beiden spektakulär schwierige Routen gemeistert. «Eine typische Bergsteiger-Beziehung», betonte Daniela, eine Pionierin im Frauenbergsteigen, die gemeinsam mit Partner Robert am Eröffnungsabend in Tegernsee auf der Bühne standen. Der Film begleitete das Paar u.a. bei der ersten freien Begehung ihrer «Nordwestpassage» in der Eiger-Nordwand und beleuchtete ferner Stationen der Eheleute: Folgenschwere Unfälle, Krisen, Streitigkeiten und alpine Spitzenleistungen.

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Der Vize-Bürgermeister der Stadt Tegernsee, Dr. h.c. Michael Bourjau, bei seiner Begrüßungsrede.

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Auf eine schöne, fast skurrile Entdeckungsreise konnten sich die Zuschauer nach der Pause machen. Der Klangkünstler Ludwig Berger zeigte mit dem Kurzfilm «Crying Glacier» wie wichtig es sei, die Umwelt auch zu hören. Der Film, bei dem der Ton die Hauptrolle spielte, begleitete ihn bei einem seiner zahlreichen Besuche auf dem Morteratschgletscher in den Schweizer Alpen, wo er faszinierendie Klänge sammelte, die für immer verschwinden könnten. Regisseur Lutz Stautner thematisierte das Thema Klimawandel, und das Dahinschmelzen der Gletscher zeige symbolhaft, was unseren Kindern und Enkeln bevorsteht.

Desweiteren wurde der Kurzfilm «Diciassette» (Siebzehn) gezeigt, ein zutiefst berührender Film, denn der Schweizer Filmemacher Thomas Horat hat hier, wie er im Anschluss auf der Bühne erzählte, fast durch Zufall die letzte Zeitzeugin der Partisanenzeit in Norditalien (Lago di Maggiore) gefunden und lässt sie auf die dramatischen und tragischen Ereignisse zurückblicken. Eine beeindruckende Persönlichkeit, eine bewegende Story, teilweise wie eine Graphic Novel erzählt. Ein Bergfilm? Ja, sind sich die Programmverantwortlichen einig: Weil die Berge das Rückzuggebiet der Partisanen waren.

Im vierten, letzten und kürzesten Film des Abends, «Let it Bärn», war die Aufarbeitung der «Eroberung des urbanen Raums durch Boulderer» in der Schweizer Hauptstadt Bern höchst modern umgesetzt zu sehen. Mit der Auswahl dieser Filme bewiesen die beiden Festivalleiter Michael Pause und Tom Dauer ein Gespür für starke Themen. Doch welche Filme nun einen der begehrten Preise gewinnen werden, entschied letztendlich eine international besetzte Jury – und die Auswahl an Filmen war groß. Mehr als 80 Filme wurden bis zur Preisverleihung im Barocksaal Tegernsee, in fünf Sälen gezeigt.

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Abschlußfeier des 21. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee mit Preisverleihung
Beim Abschlussabend im Barocksaal des Schlosses Tegernsee herrschte Stimmung, denn das Publikum erwartete die Bekanntgabe der Preisträger des diesjährigen Bergfilm-Festivals. Moderator Michael Dücks dankte allen an der Organisation des Festivals Beteiligten, insbesondere der Jury: «256 Filme wurden eingereicht und die internationale Jury mit Monika Dalmasso aus Frankreich, Josef Wörmann und Richard Goedeke aus Deutschland, Nicholas Hobley aus Italien und Babsi Vigl aus Österreich hatten die Filme gesichtet und ausgewertet. Viele Stunden hatten sie im dunklen Vorführsaal und mit Videokonferenzen verbracht, um Stärken und Schwächen der ausgewählten 85 Filme zu analysieren. Schließlich wurden die Preisträger bekannt gegeben und kurze Ausschnitte der jeweiligen Siegerfilme gezeigt.

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Den «Großen Preis der Stadt Tegernsee» – mit 3000,- Euro dotiert, erhielt der Film «Mongolia – Valley of the Bears» (Mongolia – Tal der Bären) von Hamid Sadar / Latu Sensu Productions / Frankreich. Begründung der Jury: «In ‚Mongolia – Valley of the Bears‘ vereint Hamid Sadar alle Qualitäten eines wirklich exzellenten Films: Hochwertige Bilder, eine starke und ergreifende Geschichte, Rhythmus und Emotionen. Dieser wunderschöne, authentische Dokumentarfilm wirft eine universelle Umweltfrage auf: Wie können wir uns das Zusammenleben von Mensch und Tierwelt in einer Zeit vorstellen, die vom Klimawandel geprägt ist? Die zugrundeliegende Botschaft – dass Veränderungen immer noch möglich sind und jeder Einzelne viel bewirken kann – ist ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft».

Den «Preis des DAV» für den besten Alpinfilm in der Kategorie «Erlebnisraum Berg» – mit 1.000,- Euro dotiert, erhielt der Film «Nuptse: l’inaccessible absolu» (Nuptse: Das absolut Unzugängliche) von Hugo Clouzeau / L‘Endroit / Frankreich. Begründung der Jury: «Ein so ehrgeiziges mehrjähriges Projekt wie diese Expedition zur Nuptse Südwand – einer der höchsten und schwierigsten Wände der Erde – verlangt außerordentliche Entschlossenheit. Der von Hugo Clouzeau erstellte Film enthält seltenes Bildmaterial von «high-end climbing», meisterhaft verwoben mit Humor und künstlerischen Elementen. Dies ist ein authentischer Einblick in die Welt des modernen Extremkletterns in großer Höhe, mit all seinen Höhen und Tiefen».

Bester Film in der Kategorie «Lebensraum Berg» – mit 1.000,- Euro dotiert, erhielt der Film «Un Pasteur» (Ein Hirte) von Louis Hanquet / Valérie Montmartin, Little Big Story / Frankreich. Begründung der Jury: «In einfacher Bildsprache zeigt Louis Hanquet die sorgfältige und empathische Arbeit des einsamen Hirten im Gebirge. Er kann seine Herde nicht vor allen Bedrohungen schützen, nimmt trotzdem erlittene Verluste als Teil dieses Lebens hin. Im Rhythmus der Jahreszeiten wandeln sich die Aufgaben. Der Film ist ein eindrucksvolles Denkmal der Transhumanz als uralte, dem herben Gebirge angepasste Lebensform».

Bester Film in der Kategorie «Naturraum Berg» – mit 1.000,- Euro dotiert, erhielt der Film «Sauvage le chamois, l’aigle et le loup» (Die raue Lebenswelt von Gämsen, Adler und Wolf) von Véronique, Anne und Erik Lapied / Lapiedfilm / Frankreich. Begründung der Jury: «Im Laufe der Jahreszeiten erkundet die Kamera mit Finesse das Leben der Gämsen, des Adlers und des Wolfes. Unglaublich präzise Bildausschnitte und die unergründliche Hingabe von Véronique, Anne und Erik Lapied, welche die Bewegungen der Tiere selbst in den härtesten Umgebungen verfolgen, porträtieren überzeugend und lebendig den spektakulären Kreislauf des Lebens».

Der «Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis» – mit 1.000,- Euro dotiert, ging an den Filmbeitrag «Shouhare Iran Khanoum» (Frau Irans Ehemann) von Marjan Khosravi / Seven Springs Pictures / Iran. Begründung der Jury: «Ein außergewöhnlicher iranischer Film, der sich durch atemberaubende Bildqualität auszeichnet und die komplexen Beziehungen eines Mannes zu seinen zwei Ehefrauen und einer möglichen dritten porträtiert. Kein Kommentar, nur ein rohes und ergreifendes Zeugnis im wunderschönen filmischen Schreibstil von Marjan Khosravi».

Den Preis für «bemerkenswerte Kameraleistung» – mit 1.000,-Euro dotiert, erhielt der Film «Painting the Mountains» von Pierre Cadot / Picture Orgaic Clothing, Yucca Films / Frankreich. Begründung der Jury: «In Painting the Mountains zeigen Pierre Cadot, Thomas Guerrin sowie Matthew Tufts, dass sie die Kunst der Bildgestaltung spielerisch beherrschen. Nah dran an den Protagonisten ebenso wie in der großartigen patagonischen Landschaft. Diese Mischung aus Standbildern, Drohne und Actionkamera lässt den Zuschauer die manchmal fast nicht auszuhaltende Ausgesetztheit hautnah miterleben».

Den Preis für den «Besonderen Film» – mit 1.000,- Euro dotiert, erhielt der Film «Via Sedna» von Ramona Waldner und Alexander Brugger / LM Media / Österreich. Begründung der Jury: «Ein hundertprozentiges Frauenteam verlässt Frankreich, um nach Grönland zu segeln, eine Bigwall zu erklimmen und atemberaubende Bilder zurückzubringen: Diese riesige Herausforderung meistert das Team erfolgreich. Ein Bericht voller Freude, guter Laune und Teamgeist, illustriert durch die schönen Aufnahmen von Ramona Waldner. Der Film «Via Sedna» ist eine erfrischende Mischung aus gut geplanter und spontan improvisierter Handlung in eindrucksvoller Wildnis, sei es die raue See oder das einsame Gebirge. Eine Inspiration für alle Frauen, ihren Träumen zu folgen».

«Lobende Erwähnungen» erhielten drei Filme:
«Resistance Climbing» von Nick Rosen und Zachary Barr / Reel Rock / USA. Begründung der Jury: «Ein mutiger Film von Nick Rosen und Zachary Barr. Die authentische Erzählung enthält höchst sensibel gefilmte Szenen und präsentiert eine herzenswarme Gemeinschaft in fragiler politischer Lage. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen die lokalen Kletterer konfrontiert sind, ist der positive Einfluss, den das Klettern auf ihr Leben hat, enorm und gibt diesem Sport eine noch größere Bedeutung».

«Der Tischler» von Xelil Sehragerd / Kurdistan. Begründung der Jury: «Wenige Worte und machtvolle Details machen dies zu einem Meisterwerk des Geschichtenerzählens. Sich wiederholende Elemente, wie beispielsweise das Eichhörnchen, schaffen unterschiedliche Perspektiven auf eine intensive Geschichte. Der minimalistische Ansatz, den Xelil Sehragerd gewählt hat, ist überzeugend, und das Publikum wird sowohl zum Beobachter als auch zum integralen Bestandteil, während sich die Handlung langsam entspinnt».

«Am Steilhang» von Thomas Schäfer / Farmfluencers of South Tyrol / Italien. Begründung der Jury: «Thomas Schäfer lässt uns in ruhigen und auch dadurch beeindruckenden Bildern an Bauer Valentins Verständnis von naturnaher Landwirtschaft teilhaben, der jenseits industrieller Nahrungsmittelproduktion überzeugt seinen Weg geht. Die feine Erzählweise, eine Kamera die nah dran und trotzdem respektvoll ist, machen den Film so komplett».

Den «Bayern 2 – Publikumspreis» – mit 1.000,- Euro dotiert, erhielt der Film «Shouhare Iran Khanoum» (Frau Irans Ehemann) von Marjan Khosravi / Seven-Springs Pictures / Iran.
Der «Preis für den besten Kinder- und Jugendfilm» ging an Beitrag «Checker Tobi – Der Berghütten-Check» von Judith Issig / megaherz film und fernsehen / Deutschland.

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Gruppenbild mit dem Organisationsteam und den Preisträgern des Internationalen Bergfilm-Festivals Tegernsee 2024

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Zahlreiche Sieger nahmen ihre Preise persönlich entgegen, andere sendeten eine kurze Videobotschaft. Zum Schluß zog der neue Festivaldirektor Tom Dauer eine positive Bilanz: «Gut war’s. Spaß hat‘s gemacht. Das Festival war gut besucht. Die Filme gelungen. Die Resonanz hervorragend. Ich freu mich auf mehr im nächsten Jahr». Auch Michael Bourjau, Vize-Bürgermeister der Stadt Tegernsee, ließ es sich nicht nehmen, langjährigen Mitgliedern des Organisationsteams zu danken: Birgit Halmbacher, die sich nach langen Jahren aus der Festivalorganisation zurückzieht, ebenso wie Festivaldirektor Michael Pause, welcher jedoch als Schirmherr dem Festival erhalten bleibe. Ein besonderer Dank ging auch an Helga Hobmeier, die unermüdlich «hinter den Kulissen» das Festival am Laufen halte.

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Moderator Michael Düchs und Michael Bourjau verabschiedeten die bisherige Festival-Organisatorin Birgit Halmbacher

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Festival-Urgestein Michael Pause (l.) übergab die Bergfilm-Festivalleitung an Tom Dauer

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Als neuen Festivaldirektor begrüßte Bourjau schließlich Tom Dauer und dankte ihm für die bereits erfolgte gute Zusammenarbeit und stellte ferner Manuela Brand vor. Sie übernimmt im Organisationsteam den Platz von Birgit Halmbacher. «Nach dem Festival ist vor dem Festival»: Das 22. Internationale Bergfilm-Festival Tegernsee erfolgt vom 15. bis 19. Oktober 2025.

-am- Bilder: am

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