Barrierefreie E-Ladesäulen für Alle – Statement von Anton Grafwallner – ehem. Behindertenbeauftragter des Landkreises Miesbach

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Barrierefreie
E-Ladesäulen
für Alle
Statement von Anton Grafwallner
ehem. Behindertenbeauftragter des Landkreises Miesbach

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Region Miesbach –Gedankenlosigkeit bei Projektierung, Genehmigung und Finanzierung von E-Ladesäulen“: Ich bin zwar nicht mehr als Behindertenbeauftragter des Landkreises Miesbach tätig, aber wenn öffentliche Bauten und Infrastrukturen nicht barrierefrei, sondern fehlerhaft gestaltet werden, muss ich leider meinen Zeigefinger heben! In Deutschland und auch im Landkreis Miesbach werden derzeit jede Menge E-Ladesäulen gebaut, damit wir bald klimaneutral Auto fahren können. Ab 2030 sollen nur noch E-Autos produziert werden.

Bei diesen Aktivitäten wurden von den politischen und technischen Entscheidungsträgern die Rollstuhlfahrer, Rollatorfahrer und kleinwüchsigen Menschen einfach ignoriert. Die Ladesäulen werden oft auf einem Sockel in die „Pampa“ gestellt und Steckdosen sowie die Kartenleser auf eine Höhe von ca. 120-130 Zentimeter montiert. Erstaunlich ist für mich, dass die Behindertenbeauftragten im Bund, den Ländern und in den Landkreisen ebenso die Behindertenverbände nicht dran gedacht haben, dass auch Rollstuhlfahrer, Rollatorfahrer und kleinwüchsige Menschen in Zukunft auch auf Elektrofahrzeuge angewiesen sein werden und dann den notwendigen Strom tanken müssen.

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Damit Rollstuhlfahrer mit Parkausweis nicht ausgegrenzt werden, sollten alle zukünftigen E-Tankstellen eine Stellplatzbreite von 3,50 Metern haben, die Steckdosen und Kartenleser auf einer Maximalhöhe von ca. 85 Zentimetern angebracht und von drei Seiten anfahrbar sein. Man benötigt somit keine Kennzeichnung für rollstuhlgerechte E-Tankstellen.

Die Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur enthält keine Vorgaben für ein Modell oder das Aussehen von Ladesäulen. Für ein bundesweit einheitliches Erscheinungsbild wird lediglich eine Bodenmarkierung vorgeschrieben. Es sollte ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes und nutzerfreundliches Netz an Ladeinfrastruktur initiiert werden, damit die Nutzer von E-Fahrzeugen überall in Deutschland schnell und unkompliziert Strom nachladen können.

Die meisten der gegenwärtig gebauten E-Tankstellen entsprechen nicht der DIN18040, der Europa Norm EN17210, dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und der UN-Behindertenrechtskonvention. Auch bei der Projektierung neuer Wasserstoff-Tankstellen muss die Barrierefreiheit beachtet werden. Ich hoffe auf eine zeitnahe Lösung des Problems, denn barrierefreie E-Ladesäulen sind für Einheimische, Tagesausflügler und Feriengäste ein wichtiges Argument für die Aufenthaltsqualität in den Regionen und für den Standort Deutschland.

-ag- Bilder: am

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Unter uns gesagt:
Fünf Fragen, fünf Antworten

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Anton Grafwallner

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Anton Grafwallner, aus Gmund-Festenbach im Landkreis Miesbach, war von 2000 bis 2020 Behindertenbeauftragter des Landkreises Miesbach; ist Träger der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland; Träger der Goldenen Ehrennadel der Bayerischen Multiple Sklerose Gesellschaft; Träger der Goldenen Ehrennadel der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft und Träger der Bürgermedaille der Gemeinde Gmund am Tegernsee.

Was machen Sie,
seitdem Sie als Behindertenbeauftragter des Landkreises Miesbach in den Ruhestand gegangen sind?
Anton Grafwallner: Seit dem offiziellen Ruhestand läuft es bei mir langsamer. Da ich aber Flora und Fauna liebe, beobachte ich für den Deutschen Wetterdienst als phänologischer Pflanzenbeobachter die Natur, soll heißen, ich begleite Pflanzen – Blumen, Bäume und Sträucher – vom Austrieb im Frühjahr über den gesamten Blührhythmus im Sommer und Herbst bis zum Verwelken und dokumentiere meine Beobachtungen. Allerdings hebe ich auch noch ab und zu meinen Zeigefinger, wenn ich merke, dass meine Erfahrungen als Behindertenbeauftragter nötig sind, wie beispielsweise kürzlich bei der Problematik mit den Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Diese konnten noch nicht als barrierefrei gelten, da sie für Menschen mit Handicap kaum zugänglich waren und noch immer sind. Leider haben bei diesem Thema die Fachbehörden und die Politik versagt – aber ich bleibe da dran!

Wie empfinden Sie persönlich
die derzeitige Weltsituation in Sachen „Corona-Kirche-Krieg“ und wie gehen Sie damit um?
Anton Grafwallner: Die Weltsituation ist derzeit nicht einfach. Bei „Corona“ bin ich impftechnisch auf dem Laufenden und ausserdem halte ich Distanz zu meinen Mitmenschen. So bin ich bis jetzt gut durch die Zeit gekommen. Beim Thema „Kirche“ bin ich der Meinung, dass „Kirche“, trotz allem, für alle, insbesondere für Kinder und Jugendliche wichtig ist. Die Freude der Kinder, wenn sie am religiösen Leben teilnehmen, ob nun an den Feiern zur Kommunion, Firmung oder Konfirmation, beweisen doch, dass „Kirche“ noch nicht ausgestorben ist. Bei uns in Bayern gehört „Kirche“ halt einfach zum Leben dazu! Ja, und dann, zu allem Übel, noch dieser unnütze Krieg. Da sag ich nur: Auch für einen Herrn Putin gilt „Tempus fugit“!

Wenn Sie könnten, wie Sie wollten – was wäre dann?
Anton Grafwallner: Ich würde ganz einfach beschliessen, dass für Fahrzeuge auf Autobahnen 100, auf Bundesstrassen 70 und im Ortsbereich 40 km/h als Höchstgeschwindigkeit gilt. So würde man die geringsten CO2-Emissionen und eine niedrige Feinstaubbelastung erreichen.

Was ist für Sie ein totales „No-Go“?
Anton Grafwallner: Ein totales „No-Go“ ist für mich, wenn gewählte Politiker Anstand und Moral vergessen und sich unter anderem, wie beim viel diskutierten „Maskendeal“, bereichern. Mit normalem Menschenverstand ist solch ein Handeln nicht zu rechtfertigen und zu verstehen. Ein weiteres, totales „No-Go“ ist für mich, wenn man bei Unfällen Fotos macht oder die Rettungskräfte wegen Sensationsgier behindert!

Auf was freuen Sie sich in der Zukunft?
Anton Grafwallner: Für mich hat „Zukunft“ eine andere Bedeutung. Aufgrund meiner Behinderung bin ich für jeden Tag meines Lebens dankbar und genieße jeden einzelnen Moment, den ich, beispielsweise, im Blumengarten meiner Frau verbringen darf. Eine große Freude bereiten mir auch meine lieben Enkelkinder, die jung und lebendig sind. Deswegen ist bei uns auch immer was los! Die Kinder beim Aufwachsen begleiten zu dürfen, zu erleben, wie sie jeden Tag etwas neues lernen und erleben und mich dabei teilhaben lassen, bringt mir ungeheure Freude. Ich bin mit dem „Jetzt“ zufrieden und mache daher keine langfristigen Zukunftspläne.

-am- Bild: am

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