Hegeschau Miesbach 2023

.

.

.

Hegeschau
Miesbach
2023

.

.

Region Miesbach – Die Pflichthegeschau der Jägerschaft aus der Kreisgruppe Miesbach des Bayerischen Jagdverbandes erfolgte heuer wieder im renommierten Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach. Dazu begrüßte der Vorsitzende der Kreisgruppe, Wolfgang Mayr, die Anwesenden aus den Bereichen Jagd, Wald, Natur- und Tierschutz sowie, als Ehrengäste, unter anderem die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner und den Bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Der Hauptteil der Hegeschau wurde von sehr zahlreichen Rednern gestaltet, welche in rund dreieinhalb Stunden Lob und Tadel, aber auch Forderungen und Vorschläge zum Ausdruck brachten.

Die Jagdreviere im Landkreis Miesbach teilen sich in vier Hegegemeinschaften auf: In die Hochwildhegegemeinschaft Miesbach sowie die drei Niederwildhegegemeinschaften Holzkirchen, Mangfall Ost und Mangfall-West. Dass das Jagdjahr 2022 erfolgreich war, bewiesen die an den Wänden des Waitzinger Kellers aufgehängten Geweihe und Gamshörner sowie die Abschusszahlen, welche der Kreisjagdberater Wolfgang Kuhn bekannt gab. So wurden in den Revieren des Landkreises Miesbach vom Rotwild 879 Tiere erlegt, was 95 Prozent der Abschußvorgaben betrage, vom Gamswild 645 Tiere (91 Prozent der Abschußvorgabe), vom Schwarzwild lediglich neun Stück, da dies in den Miesbacher Revieren derzeit unterpriveligiert vertreten sei und vom Rehwild wurden 3433 Tiere geschossen, und zwar bei einem Dreijahres-Gesamtabschußplan von insgesamt „freigegebenen“ 9317 Tieren, was einer guten Abschußquote entspreche.

.

Dr. Gerhard Braunmiller, Bürgermeister der Stadt Miesbach

.

Obwohl Dr. Gerhard Braunmiller, Bürgermeister der Stadt Miesbach, selber kein Jäger sei und daher keinen intensiven Einblick in das Jagdwerk habe, betonte er die Wichtigkeit der Hegeschauen, da diese der Öffentlichkeit die Möglichkeit der Einsicht und der Information über die Arbeit der Jäger biete. Als schwieriges und sensibles Thema bezeichnete Landrat Olaf von Löwis of Menar, gelernter Förster und Naturliebhaber, das Zusammenspiel von Wald, Wild und Jagd im Landkreis Miesbach. Für ihn seien nicht Streit, sondern Lösungen wichtig, betonte der fachlich versierte Landrat. „Der Wald muss für künftige Generationen ertragreich und als idealer Lebensraum von Wild und allen Waldtieren erhalten bleiben. Für mich gibt es „Wald und Wild“. Es braucht weiterhin einen gesunden Wildbestand und der Tierschutz muss immer gewährleistet bleiben“, betonte Olaf von Löwis of Menar. Dafür seien jedoch konstruktive Gespäche mit allen Beteiligten nötig. „Beim Reden kommen die Leut zamm“, so das Credo des Landrats. Dann bezog er sich auf den Sinnspruch „Carpe Diem“ und nutzte die Anwesenheit von Wirtschaftsminister Aiwanger, um diesen um die persönliche Unterstützung zur Durchführung eines fairen Verfahrens bezüglich der geplanten Wasserschutzzonenerweiterung im Landkreis Miesbach, als auch um frühzeitige Bestimmungen von Regulierungsmaßnahmen in der Wolf- und Bärthematik zu bitten.

.

Olaf von Löwis of Menar, Landrat des Landkreises Miesbach

.

Um ein gutes Miteinander von Jäger, Förster und Waldbesitzer warb auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner, bekennende Natur- und Bergliebhaberin sowie Mini-Waldbesitzerin. Aus diesem Grund kenne sie die hitzig geführten Diskussionen – wie Wald vor Wild – und um die Schalenwildbestände. „Es gibt praktizierten Artenschutz, praktizierten Naturschutz, praktizierten Tierschutz und praktizierten Klimaschutz – nur auch – mit der Jagd“, betonte Ilse Aigner. Dann sprach sie über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder, über nächtlich praktizierte Sportarten – mit Stirnlampe quer durch den dunklen Wald – wobei das Wild von uneinsichtigen Sportlern aufgescheucht und in tödliche Gefahr gebracht werden könne sowie über die Schon- und Schußzeiten.

.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner

.

Anschließend sprach Staatssekretär Roland Weigert in seiner Eigenschaft als weiterer BJV-Vizepräsident. Dieser bekannte sich in seiner leidenschaftlichen Rede, wie die Landtagspräsidentin, zur Wichtigkeit der Hegeschauen. Ferner bemängelte er die Nichterwähnung des Niederwildes, welches sich wegen rückgehender Bestände zum „Sorgenkind“ entwickelt habe; referierte über die Untersuchung der Genetik des Rotwildes, über die unerwünschte Diskussion von Rotwild- und Wolffreien Gebieten, über die unproblematische Genehmigungsvergabe für eine Verkürzung der Schonzeiten durch die Landratsämter, über Wildstörungen durch den Tourismus, über das Waffenrecht und der großen Privelegierung der Jäger zum allzeitigen und kontrollfreien Mitführen von Waffen und Munition sowie über die Extremismusprävention in den eigenen Verbänden.

.

Staatssekretär Roland Weigert

.

Weitere Redner waren u.a. Jörg Meyer, Leiter der Bayerischen Staatsforsten in Schliersee, der Vertreter der Waldbauern Alexander Mayr sowie die Kreisbäuerin, Wolfsbeauftragte und Vertreterin des Bauernverbrands, Brigitta Regauer. Diese waren sich einig, dass Wald und Wild eine Symbiose bilden und dass der Klimawandel mit Trockenheit und Unwetterereignissen deutlich zu spüren sei. Daher befanden sie, dass der Wald als Lebensraum und als Rohstofflieferant zu erhalten sei und einer entsprechenden Verjüngung bedürfe, wobei die Tanne zur Leitbaumart avanciere. Desweiterern plädierten die Waldbesitzer für eine kontrollierte Bejagung des Wildbestandes mit tierschutzgerechter Pflege des Wildes sowie die Kontrolle des Verbisses am Baumbestand. Die Kreisbäuerin wies
ferner auf die Ausweitung der Felder durch die Bauern hin, die zur Folge habe, dass die Nahrung der Rehe, beispielsweise Beerensträucher, vernichtet würden und die Rehe wegen des Hungers zum Verbiß der Bäume in den Wald treibe.

Eine flammende Rede für den Tierschutz hielt Johanna Ecker-Schotte, Vorsitzende des Tierschutzvereins Rottach-Egern. Diese sprach sich für die Einhaltung der Schonzeiten aus und kritisierte die nächtliche Bejagung des Rehwildes, welche zwar verboten, aber nie zur Anzeige gebracht werde. Ferner bemängelte die Tierschützerin die Aushebelung der Pflichten. So werde die Wildtierfütterung oftmals nur vereinzelt, mangelhaft durchgeführt oder sogar komplett eingestellt, was bei harten, kalten und schneereichen Wintern oftmals das qualvolle Verhungern von Reh und Hirsch zur Folge habe. Im übrigen forderte Johanna Ecker-Schotte unter anderem, dass die Nachsuche von verletzten Tieren verstärkt durchgeführt werden müsse, die Einstellung der Jagd spätestens zu Weihnachten, keine Bejagung auf trächtiges Rehwild und Freiheit für das Rotwild. „Bleibt ehrbare Jäger und betreibt keinen Raubbau mit der Kugel“, gab die Tierschützerin der anwesenden Jägerschaft mit auf den Weg. Dann spannte sie einen Bogen zu den übertriebenen Sport- und Tourismusaktivitäten im Wald, welche bereits Tag und Nacht stattfinden würden und schimpfte über uneinsichtige und ignorante Hundebesitzer und -besitzerinnen, die Rücksichtslos die Tierwelt beeinträchtigten. Desweiteren regte sie mehr Rangertätigkeiten und das Hinzuziehen eines Wildbiologen sowie Betretungsverbote in sensiblen Wildtierbereichen an. „Tierschutz ist nicht mehr wegzudenken“, gab Ecker-Schotte zu bedenken.

Als Hauptredner plädierte Hubert Aiwanger für eine „vernünftige Mitte“, für Hegen und Pflegen von Wald und Wild und ein gedeihliches Miteinander. Vorallem warnte er davor, dass sich die Politik nicht das Heft von Ideologen aus der Hand nehmen lassen dürfe, da sonst das Vertrauen der Bürger in die Demokratie beeinträchtigt werde. Hemmungslos ehrlich sprach sich der stellvertretende Ministerpräsident für eine Kontrolle der Wolfspopulation in Deutschland aus, da sich sonst, wie einst beim Fuchs, Seuchen und Krankheiten – wie Reude und Tollwut – verstärkt ausbreiten könnten. Auch bei der Pflanzung exotischer Bäume zur Verjüngung des Waldes, beispielsweise der Douglasie, zeigte er wegen Einschleppung fremder Insekten und Krankheiten bedenken. Vorallem bräuchten die Wälder mehr Licht und Platz, damit das Wasser des Regens durch die Baumkronen bis auf den Boden fallen und von den Wurzeln aufgenommen werden könnten. Daher empfahl Aiwanger ein rechtzeitiges und konsequentes Auslichten des Baumbestandes und das intelligente Verjüngen des Waldes mit geeigneten Bäumen.

.

Hubert Aiwanger, stellvertretender bayerischer Ministerpräsident sowie bayerischer Wirtschaftsminister

.

Als Vertreter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) brachte Stefan Kramer seine Bedenken bezüglich der enormen Herausforderungen für den Wald durch den Klimawandel zum Ausdruck. Schließlich bringe es der Landkreis Miesbach auf 53 Prozent Waldanteil. Als widerstandsfähigste Baumarten gegen die Auswirkungen des Klimawandels befand er die Eiche und die Tanne am geeignetsten. Als weiterer Redner bezeichnete Kreisjagdberater Wolfgang Kuhn die Verdichtung des Waldbodens bei der Holzentnahme mit Großerntern als „Hinterlassen von toten Boden“ und dankte den Helfern bei der Kitzrettung für deren Einsatz mit den Drohnen.

.

Wolfgang Mayr, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Miesbach

.

Zum Schluß übernahm der Vorsitzende der BJV-Kreisgruppe Miesbach, Wolfgang Mayr, nochmal das Wort und kritisierte beispielsweise die fehlende bis nicht vorhandene Gesprächsbereitschaft des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen. Bezugnehmend auf eine Veranstaltung zum Thema „Baumschädlinge“ rief der Vorsitzende mit Nachdruck „Unser Schalenwild ist kein Schädling, sondern Teil des Ökosystems!“ ins Publikum. Nur Schade, dass es der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen, Christian Webert, nicht hören konnte, da er bei der Hegeschau in Miesbach nicht anwesend war. Ausserdem sprach Mayr über die Problematik nicht angeleinter Hunde von Tourengehern, die sich auch nicht an die ausgewisenen Schutzzonen hielten, was zu Schäden durch das aufgescheuchte Wild führe, was dann wiederum zwangsweise die Erhöhung der Abschusszahlen zur Folge habe. Erstaunlich war auch die Mitteilung, dass Forstjäger, angestellte Berufsjäger, Bonuszahlungen für erfolgreiche Abschüsse erhalten würden.

.

Freuten sich über die gelungene Veranstaltung:
Olaf von Löwis of Menar und IKH Herzogin Helene in Bayern

.

… weiter zur Bildergalerie

-am- Bilder: am

.

*************************

*************************

.

Um technisch einwandfrei funktionieren zu können, verwendet diese Website Cookies. Cookie-Richtlinie

Impressum / AGB&Datenschutzhinweise

.