Fachvortrag „Baumeister am Wasser“: Der Biber – ein Freund und Helfer

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Baumeister
am Wasser:
Der Biber – ein Freund und Helfer

-Fachvortrag bei der Bund Naturschutz Jahreshauptversammlung in Miesbach-

Mai 2019

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Region Miesbach – Das Thema „Artenvielfalt in Flora und Fauna – Entstehung-Schützen-Bewahren“ ist zur Zeit in aller Munde. In diesem Sinne hielt der Biberbeauftragte vom Bund Naturschutz – Gerhard Schwab, bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Miesbach – des Bund Naturschutz in Bayern e.V. – einen interessanten Fachvortrag über einen Urbayern, den Biber – über seine positiven Eigenschaften, die er in und für die Natur sowie für die Artenvielfalt leistet – wenn man ihn läßt!

„Da der Biber gerne mächtige Dämme und Burgen baut, dadurch oft große „Biberseen“ aufstaut und auch ein ausgeklügeltes Kanalsystem anlegt, ist er von Landbesitzern und Landwirten mit Baumbestand oder Feldern nicht gerne gesehen. Biber können Bach- und Flusslandschaften so stark umgestalten, so wie es ausser ihnen nur der Mensch vermag. „Der Biber“, so referierte Gerhard Schwab, „ist ein viel geschätzter, aber auch viel gehaßter und deshalb viel bejagter Baumeister. Er ist ein hervorragender Schwimmer, der bis zu 20 Minuten tauchen und rund fünf Minuten lang aktiv unter Wasser arbeiten kann, mit Schwimmhäuten an den Hinterpfoten und mit einem dichten, Wasser abweisenden Fell ausgestattet ist, das bis zu 23.000 Haare pro Quadratzentimeter aufweist. Er ist zudem perfekt an das Leben an Land angepasst; mit kleinen geschickten Greifhänden, mit denen er die Zweige und Äste für seinen Damm verflechten kann. Er ist reiner Vegetarier, der sich im Sommer von Gräsern, Kräutern, Wasserpflanzen, Blättern und Gehölztrieben ernährt; während er im Winter, aus Mangel an anderer Nahrung, die Rinde von Bäumen und Sträuchern abnagt.

Die Biberweibchen bringen ein bis drei Junge zur Welt, die zwei Jahre in der Familie bleiben. Die männlichen Jungen gehen nach den zwei Jahren auf Wanderschaft, um im besten Fall ein eigenes Revier zu finden. Oft werden sie jedoch von Revierinhabern als Eindringlinge verbissen und können an ihren Verletzungen sogar sterben. Die Biber nehmen, je nach Nahrungsangebot, ein Revier von einem bis über sieben Kilometern Länge ein und sind bei der Wahl des Gewässers sehr flexibel. Sie besiedeln größere Flüsse und Seen genauso wie kleine Bäche, Gräben und Teiche, die sie nach ihren belieben umwandeln und Landschaften renaturieren und beleben!

Biber gehören zur Gattung der „verkannten Nützlinge“, denn sie verjüngen Gehölze, indem sie Bäume fällen und deren Äste wieder austreiben oder sie fördern neues Leben, da sie mit liegen gebliebenem Holz Raum für Insekten, Bodenbrüter oder Amphibien schaffen. Durch die Abholzung zu eng beeinanderstehender Bäume verändert er die Beschattung von Landschaften und des Gewässers – dadurch wird die Vegetation zur Vermehrung angeregt.

Mit dem Bauen eines Damms wird auf der einen Seite der Grundwasserstand erhöht und es können Biberteiche und Flachwasserzonen entstehen. Hier entwickeln sich vielfältige Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt, die Artenvielfalt von Insekten und Amphibien erhöht sich, was die Lebensqualität für Fische, Störche und Wasservögel verbessert und deren Brutmöglichkeiten vermehrt. Somit gelingt dem Biber „ganz nebenbei“ dies, was der Mensch nach langen Diskussionen, Planungen, Investitionen und Arbeitsaufwendungen erreichen möchte: Eine intakte Tier- und Naturlandschaft mit sprunghaft zunehmender Artenvielfalt in Flora und Fauna.

Vorallen jedoch werkelt der Biber kostengünstig für uns – er ist ein treu arbeitender Staatsdiener – beispielsweise für den Hochwasserschutz. Die Hochschule Weihenstephan untersuchte zur dezentralen Hochwasservorsorge 55 Biberdämme in acht Gebieten. Sie ermittelten, dass Biberdämme Wasser zurück halten, das Wasser deshalb länger fließt und so den Pegelstand relativ stabil halten. So kann bei kleinen und mittleren Hochwassern der Biberdamm einen wesentlichen Beitrag leisten, dass das Wasser trotz höherer Wasserstände innerhalb der Deiche verbleibt.

Natürlich fällt der Biber Bäume, die nicht ihm gehören oder bedient sich am Mais oder Zuckerrüben von Bauern. Davon abgesehen, wieviele Bäume für Straßen und Neubauten oder Obstbäume, ja ganze Plantagen von Streuobstwiesen jedes Jahr vom Menschen gefällt werden oder Uferwege und Freiflächen kurzerhand für die Landwirtschaft nutzbar gemacht werden, darf dem Biber nicht vorgeworfen werden, dass er ein „Problemtier“ sei.

Wenn der Biber tatsächlich Schäden in der Landwirtschaft, im Wald oder in Fischteichen anrichten, dann kümmern sich praxiserfahrene Biberberater – in persönlichen Gesprächen vor Ort – um die Geschädigten. Denn der Staat gleicht, unter bestimmten Voraussetzungen, seit 2008 die vom Biber verursachten Schäden durch freiwillige finanzielle Leistungen aus! In den Landkreisen sind die Landratsämter mit ihrer Unteren Naturschutzbehörde zuständig, wobei 500 ehrenamtliche Biberberater bei Fragen rund um den Biber zur Verfügung stehen.

Eine Kosten-Nutzen-Studie an einem Mittelgebirgsbach im Spessart verrechnete die Schäden mit den Nutzwirkungen des Bibers – wie Schlammrückhalt, Stickstoff- und Phosphorbindung: Unterm Strich erbringt allein die dortige Biberpopulation einen Nutzen im Wert von 15 Millionen Euro!

Manche Landkreise in Bayern haben den Biber als Touristenattraktion für sich entdeckt. Sie legen Biberlehrpfade an, bieten Exkursionen in Biberreviere und stellen Aussichtsplattformen zum Beobachten der Baumeister auf. Hier zahlt sich der Biber im wahrsten Sinne aus, denn Bibertouren und -führungen werden so zu einer neuer Einnahmequelle für den ländlichen Raum“, betonte der Bibermanager für Südbayern, Gerhard Schwab. Weitere Informationen: www.bund-naturschutz.de/themen/artenbiotopschutz/biber

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Der Bund Naturschutz-Biberbeauftragte, Gerhard Schwab
und der Vorsitzende der Bund Naturschutz Kreisgruppe Miesbach, Manfred Burger, beim Vortragsabend zum Thema „Biber“ (v.l.)

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Nach dem ausführlichen Fachvortrag des Bibermanagers erfolgte durch Manfred Burger – Vorsitzender der Bund Naturschutz Kreisgruppe Miesbach – die Berichterstattung bezüglich der zahlreichen Aktivitäten des Jahres 2018, nebst Kassenbericht, wobei ersichtlich wurde, dass Dank umsichtiger Handlungsweise ein positiver Kontostand zu verzeichnen ist, was die einstimmige Entlastung der Vorstandschaft zur Folge hatte.

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