Landfrauentag!

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Landfrauentag
im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen

Februar 2019

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Region Bad Tölz-Wolfratshausen – Kreisbäuerin und Gastgeberin Ursula Fiechtner begrüßte die rund 200 Landfrauen des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen sowie die Ehrengäste – darunter Ehrenkreisbäuerin Anni Rieger; den Kreisobmann Peter Fichtner; den Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, Josef Niedermaier; Rolf Oehler und Gerlinde Simon vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen, die Kreisbäuerin des Landkreises Miesbach – Marlene Hupfauer, die Vorstände der Raiffeisenbank im Oberland eG und der Sparkasse Bad Tölz sowie die Vertreter der Städte und Gemeinden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen – zum diesjährigen Landfrauentag im Kurhaus Bad Tölz.

Der Landfrauentag stand unter dem Motto „Im Dialog bleiben“, was die Kreisbäuerin auch in ihrer Begrüßungsrede zum Festtag auffasste. Beginnend bei den entbehrungsreichen Zeiten während des zweiten Weltkrieges und der entsprechenden Armut der Bevölkerung sowie der leidenden Inhaftierten – für die oft ein fingergroßes Stück Brot als Speise für einen ganzen Tag ausreichen musste – spannte sie einen weiten Bogen in die heutige Zeit, in der von Obst und Gemüse „gewisse Normen“ in Farbe und Größe erwartet werden.

„Deutschlandweit werden heutzutage rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel täglich weggeschmissen! Im und nach dem Krieg waren alle froh, Bauern zu kennen, bei denen es Naturalien gab und man froh, wenn man Grund und Boden hatte, wenn er auch noch so klein war! Für alle anderen waren Hamsterkäufe und Schwarzhandel das Mittel zum Überleben!“, betonte Fiechtner. „Dann, nach dem Krieg“, erzählte sie weiter, „wurden Bildung, Forschung, Technisierung und der Ausbau der Straßen vorangetrieben – auch die Ernährung war gesichert. Ein Bauer ernährte in den fünfziger Jahren rund 28 Personen. Damals gab man von einem Euro gut 63 Cent für Lebensmittel aus, heute sind es nur noch 23 Cent“, ergänzte die Kreisbäurin.

„Ja, es wurde immer besser mit der Ernährung, die Standards wurden ständig erhöht. Äpfel ab Hof „mit kleinen Makeln“ sind vor 15 Jahren noch kritisch beäugt worden, auch wenn ich dazu augenzwinkernd gesagt hatte „Wenn a Wurm drin is ́, san des Proteine!“, bekam ich keine Zustimmung. In den letzten Jahren sind die Leute zwar toleranter geworden, aber trotzdem – greift die Mehrheit nicht nach einem geschrumpelten Apfel“, so Fiechtner. Weiter sprach sie über die Verbraucher, deren Einkaufsverhalten massiv die Landwirtschaft und die Produkte beinflußt haben. „Unsere bäuerlichen Familienbetriebe mussten ständig den Anforderungen des Handels und Verbraucher gerecht werden – sonst blieb und bleibt man eben auf seinen Produkten sitzen!“ betonte sie.

Weiter ging sie auf das derzeit laufende „Volksbegehren Artenviefalt – Rettet die Bienen“ ein. „Diejenigen, die jetzt zum Unterschreiben in die Rathäuser gehen, müssen jetzt schon immer Bio gekauft haben. Die Hälfte im Einkaufswagen muss Bio sein, der Rest nur regionale Lebensmittel von Supermärkten im ländlichen Raum, nur im Radius von zehn Kilometern, sie gehen nur zum Metzger, da sie Billigfleisch ablehnen, kaufen auch wurmige und schorfige Äpfel zum Preis von schönen Äpfeln, spielen nicht mehr Golf, fahren nicht mehr Boot auf der Isar, unterlassen Feuermachen und Lärmen in der Natur, unternehmen keine Skitouren und schon garnicht bei Dunkelheit, Wanderer und Mountainbiker bleiben auf ausgewiesenen Wegen, Kommunen brauchen keine Parks und öffentliche Badeplätze mehr pflegen, sind auch die Verantwortung los, Umgehungsstraßen, Autobahnen und den weiteren Ausbau von Verkehrswegenetzen ersparen sie sich, die dritte Startbahn ist überhaupt kein Thema mehr, weil sämtliche Billigflüge, so ein Wochenende in Paris oder auf Mallorca, kann man auch daheim im Heugras genießen! Den Rasen sollte man ja nicht mehr mähen, aber Vorsicht, Zecken – aber bitte nicht töten beim Rausziehen!“, regte die kritische Kreisbäurin sehr ironisch an und ergänzte: „Diejenigen, die das Volksbegehren unterstützen, setzen auch keine Ameisenköder und Schneckenkorn ein. Kohlrabipflanzen und Salat sind logischerweise für die Schnecken zum Fressen da. Man kann ja einen kaufen, der aus Spanien kommt – aber bitteschön dann auch nach den Standards und deren Umwelt erkundigen!“, so Fiechtner. Weiter wetterte sie: „Und keinen Einzeltransport von Kindern vor die Schultüre bitte; eine Portion Sauerstoff verschafft dem Klassenlehrer gute Voraussetzungen, dass er den Lernstoff an fitte Kinder vermitteln kann! „Wir schaffen das, aber ned jammern – sonst müssen wir uns vor unseren Vorfahren schämen, die im Scherbenhaufen gestanden sind, die Ärmel hochgekrempelt und zugesehen haben, dass es ihren Nachkommen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt besser geht, und das jeder seinen Teil betragen muss. Das wird eine Zeit dauern, das zu erkennen, dass jeder seine Ansprüche dann runterschrauben muss“, resümierte die Kreisbäurin.

„Am 26. Mai ist Europawahl“, sprach sie an. „In vergangen Jahrhunderten wurde gestritten, gekämpft , niedergeschossen und niedergemetzelt, unsägliches Leid in vielen Familien ausgelöst. Heute wird zwar diskutiert und gestritten, aber ohne Krieg und ohne Leid! Wir leiden keinen Hunger – Grenzen sind nicht mehr vorhanden, aber wenn Grenzen wieder dicht gemacht werden und der Salat aus Spanien ausbleibt, dann muss man doch vielleicht selber was machen, dass der Salat nicht von den Schnecken ausgefressen wird. ‚Wählen gehen‘ für angenehme Nachbarschaft und den Frieden genießen, sich für das Gemeinwohl einsetzen, egal im welcher Form. Leider beschäftigt man sich heutzutage aber auch gerne mit Gerüchten und Schlagzeilen, die oft das politische Handeln in Frage stellen. Amerika machts uns vor, wenn man Selbstdarstellern auf dem Leim geht! Demokratie ist ein echter Kompromiss und der schluckt unwahrscheinlich viel Zeit, Geduld und Geld. Wenn ich heim komme – von vielen Sitzungen und Veranstaltungen – und mein Mann einen gewissen Blick drauf hat, dann sag ich ihm: „Ich hab heute wieder bei der Demokrotie mitgearbeitet!, scherzte sie.

„Und uns Frauen möchte ich ans Herz legen: 100 Jahre Frauenwahlrecht sind keine Selbstverständlichkeit! Im Jahre 1919 mühevoll erkämpft, dann wieder ausgebremst worden, bis mutige Frauen nach 1945 in den Landtag kamen. Sie zeigten Einsatz, Mut und Durchsetzungskraft für Familien, Bildung und wirtschaftlichen Aufschwung; vieles, was wir heute als Selbstverständlichkeit ansehen. Aber auch in unserer heutigen Zeit gibt es Lücken zu schließen oder Bedingungen zeitgerecht anzupassen und mitzugestalten. Pack mas an, machen wir den ersten Schritt im Dialog – zwischen Frau und Mann – Bürger und Politiker – Bauernfamilien und Gesellschaft – bayerischen und afrikanischen Frauen – zwischen den Generationen – jung und alt“, bekräftigte Ursula Fiechnter in ihrer leidenschaftlichen Rede, welche mit viel Applaus belohnt wurde.

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Mit von der Partie: v.l. Kreisobmann Peter Fichtner, Landrat Josef Niedermaier, Kreisbäurin Ursula Fiechtner
und der Amtsleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Rolf Oehler

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Anschließend begrüßte Landrat Josef Niedermaier die Gäste der Veranstaltung und betonte, dass Ursula Fiechtner „die Messlatte“ nun sehr hoch gelegt hat. Er erwähnte, dass beim Landfrauentag gesellschaftliche Themen zur Sprache kommen, die bewegen. Er bemängelte das Volksbegehren, fand es aber gut, dass diesbezüglich eine Diskussion beginnt. Laut dem Entwicklungshilfeminister Gerd Müller, würden wir bei unserer derzeitigen Lebensweise, die vorhandene Welt dreimalig benötigen. „Wir können nicht zurückgehen, aber die Landfrauen haben schon erkannt, dass es nicht mehr so weiter geht. Man kann die Ressourcen nicht bis zum ‚geht nicht mehr‘ ausnützen – was aber nicht jeder in der Gesellschaft versteht. Die Landfrauen sind in der Argumentation standhaft und sie sind Teil der Gesellschaft. Die Landwirtschaft braucht Veränderung“, resümierte Josef Niedermaier.

Die Festrede des Landfrauentages hielt Sabine Schindler, die Kreisbäuerin aus Schwandorf, die ursprünglich aus Bad Tölz stammt. Die studierte Sozialpädagogin erzählte ihre harte Lebensgeschichte und das familiäre Zusammenfinden; das „Sich-Selbst-Finden-“, das Zurechtfinden, in einer ihr unbekannten Welt, einer bäuerlichen Landwirtschaft. Sie betonte, dass es vor allem wichtig sei, dass man miteinander redet. „Die Grundvoraussetzung für einen Dialog ist“, so Sabine Schindler, „dass man den anderen gelten lässt, so wie er ist. Auch ist wichtig, dass man für den anderen offen ist, dass man Interesse zeigt. Ein Dialog kann nur zielführend sein, wenn man Ehrlich ist und die Worte aber mit bedacht wählt! Dialog heisst auch, den anderen Reden lassen, denn zuhören ist eine Kunst. Wichtig ist auch, mit anderen in gegenseitiger Wertschätzung zu leben und neugierig aufeinander sein“, stellte die junge Frau in ihrem Vortrag klar.

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v.l. Kreisbäurin Ursula Fiechtner gratulierte Rosi Seidl zur bestandenen Meisterprüfung

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Nach Kaffee und Kuchen, der übrigens von der Sparkasse Bad Tölz gesponsert wurde, durften sich noch drei Institutionen an Spenden erfreuen: Einen Scheck über 1000,- Euro überreichte Manfred Gasteiger -von der Raiffeisenbank im Oberland- an Anni Rieger, Ehrenkreisbäuerin und Ehrenvorsitzende des KDBH (Katholischer Dorf- und Betriebshilfsdienst) sowie an Ursula Fiechtner, Kreisbäuerin des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen.

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Eine 200,- Euro Spende erhielt die Vorsitzende des ‚Familienhilfswerk Bad Tölz‘ – Anne Kürzeder. Eine weitere Spende, in Höhe von 700,- Euro Spende, wurde an Senait Michiel – von der „Wasserstiftung“ überreicht. Die Spende ist für ereträische Landfrauen – als Hilfe beim Aufbau einer Genossenschaft, die ihre Nachernte vermarkten und damit Einkommen für ihre Familien schaffen – vorgesehen.

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-am- Bilder: am

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